Dankbarkeit als Beziehungskraft

Dankbarkeit als Beziehungskraft Benjamin Schwend bindungsfokussiertes Emotionscoaching

Dankbarkeit als Beziehungskraft: Wie 5 Minuten täglich Ihre Partnerschaft verbessern können

Eine Studie aus dem Jahr 2022 unter dem Titel „Implementation intentions to express gratitude increase daily time co-present with an intimate partner, and moderate effects of variation in CD38“ liefert beeindruckende Erkenntnisse darüber, wie kraftvoll Dankbarkeit die Qualität enger Beziehungen beeinflussen kann.

Hintergrund:

Enge soziale Beziehungen tragen wesentlich zu psychischer und körperlicher Gesundheit sowie zur Langlebigkeit bei. Eine der zentralen emotionalen Ressourcen, die diese Bindungen stärken können, ist Dankbarkeit. Bisherige Forschung war jedoch überwiegend korrelativ, sie zeigte Zusammenhänge, aber nicht, wie Dankbarkeit gezielt gesteigert und wirksam genutzt werden kann.

Diese Studie geht deutlich weiter: Sie untersuchte, wie sich konkrete Verhaltensabsichten auf den Alltag von Paaren auswirken und berücksichtigte zusätzlich genetische Variationen, die mit dem Ausdruck von Dankbarkeit verknüpft sind.

Methodik:

136 Paare nahmen über fünf Wochen an einem experimentellen Design teil.

Täglich berichteten beide Partner unabhängig voneinander über:

• Dankbarkeitsausdruck

• gezeigte Liebe

• gemeinsam verbrachte Zeit

• Beziehungserleben

Nach einer zweiwöchigen Baseline-Phase führte ein Teil der Paare ein strukturiertes Dankbarkeitsgespräch durch. Die Hälfte davon erhielt zusätzlich eine kurze Intervention:

Sie entwickelten einen Wenn-Dann-Plan, um im Alltag häufiger Dankbarkeit zu zeigen.

Ergebnisse:

• Die Intervention führte zu einem signifikanten Anstieg des gezeigten Dankbarkeitsverhaltens.

• Paare, die den Wenn-Dann-Plan anwendeten, verbrachten in den folgenden drei Wochen durchschnittlich 68 Minuten mehr pro Tag miteinander.

• Der Zugewinn an gemeinsamer Zeit wurde durch die Intensität des Dankbarkeitsausdrucks vermittelt.

• Genetische Merkmale (Variationen im CD38-Gen), die mit Bindungsverhalten und Dankbarkeit in Verbindung stehen, moderierten den Effekt: Personen mit höherer Dankbarkeitsneigung konnten durch die Intervention besonders effektiv ihre Absichten in konkretes Verhalten umsetzen.

• Beziehungsszufriedenheit und Ausdruck von Liebe stiegen bei beiden Partnern.

Diskussion:

Die Studie zeigt, dass bereits kurze und kostengünstige Interventionen, selbst wenn nur ein Partner aktiv teilnimmt messbare Effekte auf Beziehungsqualität und gemeinsam verbrachte Zeit haben.

Sie gehört zu den ersten Forschungsarbeiten, die eine Interaktion zwischen genetischen Dispositionen und der Wirksamkeit von Interventionen nachweisen.

Dankbarkeit wirkt hier als sozialer Verstärker: Sie intensiviert angenehme Emotionen, schafft mehr Verbundenheit und stärkt das Bindungsgefühl nachhaltig.

Praxistranfser:

Für Coaching, Paarberatung und bindungsfokussierte Arbeit bedeutet dies:

• Dankbarkeitsinterventionen sollten systematisch eingesetzt werden.

• Ein einfacher 5-Minuten-Wenn-Dann-Plan kann deutliche Verbesserungen bewirken.

• Bereits die Motivation eines Partners reicht aus, um die Dynamik der Beziehung spürbar zu verändern.

Diese Ergebnisse verdeutlichen das enorme Potenzial von Dankbarkeit als zentralem Baustein emotionaler Bindung und Beziehungspflege.

Quelle:

Chang, Y. P., Way, B. M., Sheeran, P., Kurtz, L. E., Baucom, D. H., & Algoe, S. B. (2022). Implementation intentions to express gratitude increase daily time co-present with an intimate partner, and moderate effects of variation in CD38.

Link: https://www.nature.com/articles/s41598-022-15650-4

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